Schulfach Schach

In diesem Schuljahr 2009/2010 wird in der Gutenberg Grundschule zum ersten mal im Ruhrgebiet Schach als Pflichtschulfach für alle Zweitklässler ins Schulprogramm genommen.
Es gibt allerdings in Deutschland bereits Schulen, in denen Schach als Schulfach schon lange im Schulprogramm steht. Ein Beispiel dafür ist die Grundschule im Trierer Stadtteil Olewig. Seit vier Jahren haben dort alle Schüler eine Wochenstunde Schachunterricht.

Nach den schlechten Ergebnissen der ersten Pisa-Studie hatte das Kollegium überlegt, wie es die Schüler besser fördern könne. Man kam auf Schach und beschloss, dafür eine Stunde Mathematik pro Woche zu opfern. Um herauszufinden, ob der Schachunterricht etwas bewirkt, knüpfte die Schule Kontakte zur Universität Trier.
Die Wissenschaftler haben eine zweite Schule ausgesucht, in der kein verpflichtender Schachunterricht gegeben wurde. Zu vier verschiedenen Zeitpunkten verglichen die Wissenschaftler die Schüler der beiden Schulen. Sie fanden mehrere Unterschiede. Einer davon: die Schach-Kinder konnten sich besser konzentrieren.

Doch nicht nur die Konzentrationsfähigkeit der Schach spielenden Kinder stieg messbar an, sondern auch Ihre Intelligenz.
Sowohl bei der Konzentrationsfähigkeit als auch bei der Intelligenz stellte sich noch ein Ergebnis heraus, das so nicht unbedingt zu erwarten war: Schach, das ja als anspruchsvoll und elitär gilt, fördert die schwachen Schüler mehr als die starken.

Und noch ein drittes Merkmal wurde durch den Schach-Unterricht beeinflusst: Die Selbsteinschätzung der Kinder. Die Schachspieler schätzen sich selbst im Durchschnitt als motivierter und leistungsfähiger ein als die Nicht-Schachspieler.
Schach fördert nicht nur allgemeine Fähigkeiten wie Konzentration und Intelligenz, sondern auch die Fertigkeiten in zwei konkreten Schulfächern: in Deutsch und Mathematik. Das ist das Ergebnis der so genannten “Vera-Studie”. Vera ist die Abkürzung für «Vergleichsarbeiten». An dieser Untersuchung nahmen im Jahre 2006 alle vierten Grundschulklassen von fünf Bundesländern teil, unter ihnen auch die Schachkinder der Grundschule Olewig.

Obwohl die Schach-Schüler eine Stunde Mathematik weniger hatten als Ihre Altersgenossen, gehörte über die Hälfte von ihnen zum höchsten Mathe-Leistungsniveau – etwa doppelt so viele wie im Landesdurchschnitt von Rheinland-Pfalz. Überraschenderweise waren die schachgeübten Viertklässler im Fach Deutsch sogar noch besser. Die Schüler haben gelernt, genauer hinzuschauen und dadurch erfassen sie Sinn und grammatikalische Zusammenhänge viel besser, ohne dass es gedrillt werden muss.

Schach fördert nicht nur das Denken, sondern auch die Persönlichkeitsentwicklung. Man hat im Schachspiel immer wieder die Chance, Erfolgserlebnisse zu haben und eben auch Misserfolgserlebnisse verarbeiten zu müssen. Schach, so haben es die Studien ergeben, fördert die Konzentrationsfähigkeit, die Intelligenz und die Leistungsmotivation. Es verbessert die Leistungen in Mathematik und Deutsch. Und es macht den meisten Kindern Spaß. Wäre es da nicht sinnvoll, Schachunterricht überall in Deutschland einzuführen?
Schach macht schau, Schach macht Spaß, Schach ist spannend. Stimmt ja alles. Doch manchen Kindern gefällt das Fach aus einem ganz anderen Grund: Schach mögen sie schon gerne, weil da kriegt man nicht wirklich Hausaufgaben auf.

Verpflichtender Schachunterricht in der Gutenberg–Grundschule. Erste Erfahrung im Ruhrgebiet.
1. Unterricht. 15.09.09
Ich komme mit gemischten Gefühlen in das Klassenzimmer rein, bin etwas aufgeregt und gespannt. Letztendlich ist schon 12 Jahren her, als ich einen Schachunterricht in Sankt-Petersburg gegeben habe. Doch, der Anfang klappt bestens. Mit einem Trick mache ich Kinder aufmerksam. Die Zweitklässler müssen rausfinden, was ich für sie in meinem Rücksack mitgebracht habe. Ein Junge nennt das Ding sogar richtig «das Buch». Ich lese eine Geschichte den Kindern vor und ziehe sie langsam in meine Bahn. Dann stelle ich ihnen ein Paar Fragen dazu, die Kinder antworten darauf. Wir sprechen miteinander über Schach. Die Kinder lernen das Schachbrett kennen , die Felder , die Linien, die Reihen und die Diagonalen. Ich rufe möglichst viele Schüler zur Tafel, um etwas am Brett zu zeigen. Ich erzähle den Kindern über die Bauern. Wir machen das Spiel «Welcher Bauer ist schneller am Ziel». Die Kinder erkennen das Doppelschritt. Danach lernen kleine Schachfreunde das Bauernschlagen kennen. Sie müssen einen Bauer befreien, wenn zwei gegnerische Bauern auf einer Linie stehen. Dann bauen vier Kids die Bauernaufstellung am Demobrett auf. Das erste Spiel fängt an, leider schellt es. Die Kinder sind sehr zufrieden und wollen mit dem Spiel nicht aufhören. Ich gehe entspannt und glücklich aus dem Klassenraum.

2. Unterricht. 22.09.09
Wir wiederholen zuerst mit den Kindern die Schachbegriffen , die wir schon gelernt haben. Ich zeige etwas am Demobrett und sie müssen das richtig nennen. Die Befragung geht schnell und soll die Kinder ein wenig aufwärmen. Das sind kurzen Fragen und kurzen Antworten. Danach lese ich den Kindern eine Geschichte vor, in der sich um die Namen den Schachfiguren handelt. Dann müssen einige Kinder zum Demobrett , um die Bauern in die Schachfiguren zu verwandeln. Sie müssen dabei die «magische» Wörter sagen: «Ich verwandele meinen Bauer in einen oder in eine…». Das macht den Kindern sehr viel Spaß und sie lernen dabei die Namen den Schachfiguren. Ich teile meine Schüler auf zwei Teams und sie spielen eine Mini-Schachpartie «vier schwarzen Bauern gegen vier weißen Bauern». Einige Kindern wollen nicht zum Demobrett, um die Züge zu machen. Meistens Kindern aber schaffen es. Danach geht es richtig zur Sache. Kleine Schachspieler bekommen die Schachbretter und müssen alle Bauern auf den richtigen Reihen aufbauen und sofort gegeneinander spielen. Anfangs werden aber einige wichtige Regel erklärt: Weiß beginnt ; es wird abwechselnd gezogen; «Berührt -Geführt»; eine Figur zurecht rücken, wenn sie unordentlich steht. Die Kinder ohne Vorkenntnisse schaffen manchmal nur die Bauern richtig aufzustellen, einige spielen aber schon. Wer zu laut ist, verliert sofort. Am Ende des Unterrichts werden die Figuren aufgeräumt . Diesmal musste ich etwas mehr meine Stimme strapazieren.

3. Unterricht. 29.09.09
Wir gehen kurz die gelernte Schachbegriffe durch, danach fangen wir mit dem Spiel an. Zuerst am Demobrett, Bauern gegen Bauern. Diesmal spielen Mädchen gegen Jungs. Es ist ganz wichtig, dass alle Kinder, besonderes Mädchen, keine Versagensangst haben. Ich mache mit den Kindern zwei volle Runden, damit jedes Kind mindestens zwei mal zur Tafel geht. Die Mädchen dürfen sogar zu zweit kommen. Heute lernen kleine Schachfreunde den Turm kennen. Der Begriff «Offene Linie» wird erklärt. Die Kinder sollen den Turm aus der Ecke auf eine offene Linie entwickeln. Der Turm kann die Bauern schlagen, aber die Bauern können den Turm auch schlagen. Wir testen , wie stark der Turm ist. Die Kinder spielen mit zwei Türmen gegen acht Bauern auf den Bretter gegeneinander. Der Unterricht ist dann zum Ende.

4. Unterricht. 6.10.09
Die Kinder haben vor den Ferien etwas mehr gespielt, wir lernen den Läufer kennen. Nach den Ferien geht es weiter mit dem Abenteuer «Schach in der Schule».

5. Unterricht. 27.10.09
Wir wiederholen zuerst mit den Kindern die Gangart des Läufers und des Turmes. Die Schüler spielen am Demobrett «Läufer gegen Türme» Ich erzähle über das Zentrum. Der Läufer kontrolliert im Zentrum fast doppelt so Felder, wie in seiner Grundstellung. Um ihn zu entwickeln, man muss natürlich die Mittelbauern nach vorne bewegen. Danach versuchen die Kinder für 3 Züge die Türme aus der Ecke auf die Mittellinien zu bringen. Bevor die Kinder ihre Schachspielen zu zweit spielen, erzählen sie, wieso ist so wichtig die Ruhe während des Spiels zu bewahren. Die Regel «berührt – geführt» wird auch wiederholt. Ich achte darauf, dass viele junge Spieler nach dem Zug ihre Figur nicht loslassen.

6. Unterricht. 3.11.09
Wir lernen die Dame kennen. Die Kinder spielen zuerst am Demobrett «die Dame und die Bauern gegen die Türme und die Läufer». Sie müssen den schnellsten Weg mit der Dame finden vom Feld a1 zum Feld a8. Auf a2 steht noch einen gleichfarbigen Bauer. Die Kinder bewältigen die Aufgabe mit großem Fleiß . Danach testen wir ob die Dame und die Bauern gegen die Türme und die Läufer mithalten können. Die Kinder spielen gegeneinander mit vertauschten Farben. Meistens gewinnt die Dame.

7. Unterricht. 10.11.09
Die Kinder müssen zuerst mitzählen, in wie vielen Richtungen kann die Dame gehen ( 8 ), danach der Turm (4 ) und der Läufer ( 4 ). Wie viele Felder kann die Dame im Zentrum höchstens bedrohen ( 27 ) , danach der Turm ( 14 ) und der Läufer ( 13 ). Schlussfolgerung ist klar. Danach hole ich zwei schwächsten Mädchen zum Demobrett. Sie müssen mit der Dame bei jedem Zug eine gegnerische Figur schlagen, die jeweils auf unterschiedlichen Linien stehen. Danach spielen die Kinder mit den Figuren, die sie schon gelernt haben. Bemerkungswert: mittlerweile haben alle Kinder das Spiel begriffen, sogar die Schwächeren.

8. Unterricht. 17.11.09
Heute lernen die Kinder die Gangart des Springers. Wir spielen zuerst am Demobrett das Spiel «Linie wechseln und schlagen». Bei jedem Zug muss der Springer , der anfangs auf der a-Linie steht eine gegnerische Figur schlagen und gleichzeitig auf eine neue Linie kommen. Danach müssen zwei Kinder für 6 Züge die Springerplätze tauschen. Sie ziehen wechselweise. Dabei kommt der Springer von b8 auf g8 und umgekehrt. Die Kinder zählen mit, wie viele Felder kann ein Springer im Zentrum, in der Ecke und in der Grundstellung höchstens bedrohen . Die Schlussfolgerung: der Springer muss entwickelt werden, am besten zur Mitte. Die Kinder spielen mit der Dame und 2 Springer gegen 2 Läufer und 2 Türme am Demobrett. Und gegeneinander mit 2 Springer gegen alle Bauern.

9. Unterricht. 24.11.09
Die Gangart des Springers ist wohl nicht so einfach zu erklären. Zuerst bau ich am Demobrett 8 schwarzen Schachfiguren im Umkreis auf und setze den weißen Springer in die Mitte ein. Er bedroht jede gegnerische Figur, aber nur eine ist ungedeckt. Die Kinder müssen rausfinden, welche. Danach ersetze ich die Figuren gegen die Bauern. Die Kinder sollen rausfinden, welche Bauern sind ungedeckt. Wir spielen danach «Fisch fangen». Ich setze einen Springer in der Ecke und der Turm muss ihn bewachen, damit er nicht rauskommt. Viele kleine Schachspieler sind mit großer Eifer dabei. Heute wird am Demobrett «Die Springer gegen die Bauern» gespielt. Gegeneinander spielen die Kinder schon mit allen Figuren außer den König.

10. Unterricht. 1.12.09
Wir spielen anfangs wieder «Fisch fangen». Diesmal ist der Läufer – der Fischer. Danach müssen die Kinder mit dem Springer von einer Ecke zu der anderer den kurzen Weg finden. Es wird sofort auf kleinen Bretter gespielt und zwar mit allen Figuren außer den König.

11. Unterricht. 8.12.09
Wir lernen den König kennen. Viele Kinder sind der Meinung, dass heute der letzte Schachunterricht ist. Der Hintergrund: der König ist die letzte Schachfigur. Wir lernen die Gangart des Königs kennen. Ich gestalte das spielerisch: mein König steht auf e8 und die Kinder beginnen mit ihrem König auf e1. Gewinnt derjenige, der am schnellsten auf die gegnerische Grundreihe gelangt. Die Kinder erfahren, dass der König nicht geschlagen werden darf. Das Ziel des Spiels: den gegnerischen König mattzusetzen. Die Kinder erfahren, was Schach bedeutet: der Angriff auf den gegnerischen König. Es wird heute zum ersten mal mit allen Figuren gespielt. Die Kinder müssen darauf achten, dass der König nicht geschlagen wird.

12.Unterricht.15.12.09
Heute geschieht etwas ganz wichtiges: die Kinder begreifen das Ziel des Spiels, üben das am Demobrett und in ihren Partien aus. Es wird mit den Bauern und König gegeneinander gespielt. Einige Kinder sind zur zwölften Schachstunde schon in der Lage selbständig den gegnerischen König mattzusetzen und die Mattstellung zu erkennen. Bemerkenswert: Am Anfang des Schuljahres hatten alle Kinder mit Ausnahme eines Junges keine Ahnung von Schach. Im neuen Jahr geht es mit dem Schachunterricht weiter.

13.Unterricht. 12.01.10
Nach den Winterferien geht es mit dem Schachunterricht weiter, aber einige Kinder sind noch im Winterschlaf. Viele haben einige wichtige Begriffe, wie Schach und Matt zum Beispiel verlernt. Ich widme heute den ganzen Unterricht dem Thema «Schach». Ich setze zwei Könige am Demobrett ein. Ein Feld wird mit dem Magnet markiert. Die Kinder sollen eine Figur rausfinden, die auf diesem Feld Schach gibt. Zweite Aufgabe: ein anderes Feld wird markiert und die Kinder suchen nach einer Figur, die von diesem Feld aus zieht und nach dem Zug Schach bietet. Dritte Aufgabe: Die kleinen Schachspieler geben Schach, indem Sie eine gegnerische Figur schlagen. Es wird mit den Königen, den Türmen und den Bauern gespielt.

14.Unterricht. 19.01.10
Wir üben wieder das Schach aus. Die Kinder müssen mit der Dame den gegnerischen König Schach geben. Dabei gibt es mehreren Möglichkeiten. Danach spielen wir «Versteckschach». Die Kinder finden raus, wieso die gefesselte Figur nicht ziehen darf. Es wird mit den Läufern, Königen und Bauern gespielt.

15.Unterricht. 26.01.10
Es gibt ebenfalls Schwierigkeiten, weil die Kinder nicht zwischen Schach und Matt unterscheiden können. Wenn die Kinder das Ziel des Spiels erlernen, geht es weiter, jedoch wesentlich rascher. Es wird heute mit dem König, der Dame und den Bauern gespielt.

16.Unterricht. 2.02.10
Heute müssen alle Kinder, sogar die etwas schwächeren, mindestens einmal zum Demobrett kommen . Wir spielen am Demobrett das Spiel «Schützen und angreifen». Ich frage die Kinder zuerst nach dem Spielziel. Was bedeutet Matt und Schach? Was unterscheidet die beiden Begriffe. Danach verteile ich jedem Kind eine Demofigur oder einen Demobauer und erkläre die Regel des neuen Spiels. Ein Spieler von Weiß setzt anfangs seine Figur mit Schach ein. Ein Spieler von Schwarz muss das Schach beantworten und selber seine Figur mit Schach einsetzen. Wir besprechen mit den Kinder, dass sie nicht nur ausweichen, sondern auch die gegnerische Figur schlagen sollen. Die kleinen Schachspieler lernen , dass sie ihren König mit den eigenen Figuren beschützen können. Es gibt nur zwei Kinder, denen ich helfen muss. Alle anderen spielen selbstständig. Danach wird mit den Springern, Königen und Bauern gespielt.

17.Unterricht. 9.02.10
Wir spielen wieder mal am Demobrett «Schützen und angreifen». Direkt danach wird auf den kleinen Bretter gegeneinander das gleiche Spiel gespielt. Einige Kinder verstehen ganz schnell, dass man beim Schach nicht nur ausweichen muss, sondern dass man auch schlagen kann.
Es ist beim Spiel zu laut. Das heißt: die Konzentration muss erhöht werden.

18.Unterricht. 16.02.10
Die Geschichte darüber, wie die Türme abgenommen haben. Die Türme trafen sich gelegentlich nach dem Schachspiel, um ihre Züge zu besprechen. Sie waren immer gut gelaunt, aber auf einmal wurden sie alle vier traurig. «Ich hörte heute vom Königsbauern, dass der weiße König mit uns Türmen unzufrieden ist.» begann Turm h1. «Er meinte, dass wir zu dick und unbeweglich wurden.» «Ja, Freunde» bestätigte der Turm h8 «genau das sagte heute der schwarze König zu seinem Läufer.»
«Was werden wir machen» schluchzte bitterlich der Turm a8, «wenn die Könige uns nicht ins Spiel einsetzen werden und das ganze Spiel läuft ohne uns?» «Wie kommen wir schnell ins Spiel?» fragte Turm a1.
Und dann ging das ganze Gejammer los. Die Türme waren am Boden zerstört, hatten keinen Appetit und dachten nur darüber, wie sie abnehmen konnten. «Ich weiß!„ schrie plötzlich Turm h1, «wir werden Sport treiben.» Der Turm h1 fing mit Joggen und Leitathletik an.
Der Turm h8 ging zum Fußballverein. Der Turm a1 besuchte regelmäßig ein Schwimmbad und der Turm a8 übte sogar Karate aus. Die Könige merkten ihren Eifer sofort und dachten als Belohnung für die Türme eine neue Spielregel aus, die Rochade genannt wurde.

19.Unterricht. 23.02.10
Heute geht es um die Eröffnung. Ich verkopple diesen Begriff mit der Rochade. Dafür bau ich am Demobrett die Grundstellung ohne den Läufer und der Damen auf. Die Kinder sollen die Stellung betrachten und verstehen, dass die Springer rauskommen müssen, um die Rochade zu ermöglichen. Außerdem achte ich auf die Züge mit den Königsbauern. Die Läufer können danach direkt entwickelt werden. Die Züge mit den Randbauern sollen die Kinder vermeiden, weil die nichts nutzen und nur die Rochadestellung schwächen.

20.Unterricht. 02.03.2010
Die Königsbauern marschieren zuerst nach vorne. Die Springer kommen danach.
Wenn Turm oder König sich bewegt haben, dürfen Sie nicht mehr zur Rochade benutzt werden. Man darf nicht über ein bedrohtes Feld rochieren. Wir wiederholen die Rochade und die Eröffnung noch einmal. Gleich danach fangen die Kinder auf den kleinen Brettern mit dem Spiel an.

21.Unterricht. 09.03.2010
Die Kinder lernen heute die Entwicklung kennen. Die Leichtfiguren müssen zuerst entwickelt werden, weil sie den Platz für die Rochade räumen. Auf frühere Entwicklung der Dame muss man verzichten, weil sie angegriffen wird. Bei der gegenseitigen Rochaden ist ein direkter Angriff auf den gegnerischen König möglich. Die Faustregel: einen Zug für eine Figur benutzen. Die Kinder zählen die Züge mit, die für die Entwicklung und für die Rochade gemacht werden. Dann müssen sie ihre Partien ähnlich eröffnen.

22.Unterricht. 16.03.2010
Die Kinder kommen zum Demobrett und machen die Eröffnungszüge, Wenn sie die Eröffnungszüge vergessen, markiere ich die richtige Felder mit einem Magnet. Die Kinder müssen selber die Figur aussuchen, die auf ein markiertes Feld entwickelt wird. Die Entwicklungszüge müssen mehrmals wiederholt werden, damit die Kinder ihre Partien richtig anfangen sollen.

23.Unterricht. 23.03.2010
Heute werden die Mattaufgaben gelöst. Wir machen zuerst ein Paar Aufgaben am Demobrett, danach bekommen die Schüler die Arbeitsblätter mit vier Aufgaben.
In allen Stellungen ist Weiß am Zug. Die Aufgabe: findet bitte Matt in einem Zug. Zeichnet den Zug mit einem Pfeil ein.
Die Kinder müssen nicht schnell, sondern richtig alle Aufgaben lösen. Ich helfe den schwächeren Kinder. Insgesamt finden die Mattaufgaben sehr positiven Anklang. Nach den Osternferien geht es weiter mit dem Schachprojekt.

24.Unterricht. 13.04.2010 Weiterhin lösen die Kinder die Mattaufgaben. Die Kinder müssen wenigstens 5 aus 9 Aufgaben richtig lösen. Die erste machen wir am Demobrett zusammen. Die Aufgaben sind einfach und enthalten nicht mehr als 5 Figuren. Jedes Kind bekommt danach als kleinen Ansporn eine Schachzeitschrift.

25.Unterricht. 20.04.2010 Heute lernen wir Patt. Die Kinder müssen in der Stellung am Demobrett bestimmen, welche Züge Schwarz noch machen kann. Danach schließen sie die Augen. Ich setze einen weißen Läufer in die alte Stellung. Die Kinder sollen es merken. Danach stelle ich die Frage: auf welches Feld musste er ziehen, damit Schwarz Patt ist. Wir bearbeiten drei Stellungen so. Danach wird gespielt.

26.Unterricht. 27.04.2010 Die Kinder setzen die Figuren ein, damit der Gegner Patt steht. Sie sollen in einigen Stellungen zwischen Patt und Matt entscheiden.

27.Unterricht. 4.05.2010 Heute kommt die Presse von den Ruhr Nachrichten. Die Kinder werden mit den Figuren und Schachbretter fotografiert, die sie selber gebastelt haben. Danach spielen wir das Spiel,, die Figuren richtig aufstellen“. Jedes Kind kommt mit einer Figur zu Demobrett und muss sie richtig aufstellen. Danach wird sofort gespielt: ,, richtig das Spiel eröffnen“. Jedes Kind macht einen Eröffnungszug.

28.Unterricht. 11.05.2010 Die Klassenmeisterschaften beginnen heute. 5 Runden werden gespielt. Heute ist die 1 Runde.

29.Unterricht. 18.05.2010 2 Runde wird gespielt. Alle Kinder freuen sich auf ihre Partien.

30.Unterricht. 1.06.2010 3 Runde wird gespielt. Viele Partien werden regelrecht beenden.

31.Unterricht. 8.06.2010 4 Runde wird gespielt.

32. Unterricht. 15.06.2010 5 Runde wird gespielt. Die meisten Kinder beherrschen alle Grundregeln und sind in der Lage die Partien selbstständig zu spielen.

33.Unterricht. 22.06. 2010 Heute werden die Freundschaftspartien gespielt. Außerdem kommen die Leute von der Dortmunder Uni und befragen die Kinder nach dem Schachunterricht und dem Schachspiel. Das ist möglicherweise nur der Anfang für eine neue wissenschaftliche Studie, die positive Wirkung des Schachunterrichtes im Schulprogramm beweisen soll.

34.Unterricht. 29.06.2010 Ich benutze heute Mattaufgaben, um ein Fußballspiel für das kommender Viertelfinale der Weltmeisterschaft zu modellieren. Die Kinder sind mit großer Begeisterung darauf.

35.Unterricht. 13.07.2010 Die Siegerehrung. Es ist sehr wichtig, dass JEDES Kind eine Medaille bekommt.
Beim ersten Turnier dürfen die Kinder nicht enttäuscht werden.


Bericht über das Schuljahr 2010/2011
Im Schuljahr 2010/2011 wurde das Projekt ,,Schach als Schulfach“  fortgesetzt. Alle Zweitklässler hatten Schach als Pflichtfach einmal pro Woche. Ungefähr die Hälfte der Drittklässler machte Schach als Pflichtfach weiter mit. Die anderen Drittklässler gingen gleichzeitig zum Förderunterricht, wo sie allerdings auch die Möglichkeit hatten, Schach zu spielen. Ich fing das Schuljahr mit der Gruppe bestehen aus 20 Drittklässler an. Davon sind 17 Kinder zum Ende des Schuljahres geblieben.
Es ist jetzt besonders interessant die Schulkenntnisse und Konzentrationsfähigkeit dieser Kinder mit den Drittklässlern, ohne verpflichtenden Schachunterricht, zu vergleichen. Die Wissenschaftler der Dortmunder Uni haben mit ihrer Arbeit in der Schule schon längst angefangen. Um festzustellen, was Schach wirklich im Unterricht  bewirken kann, befragten  die Wissenschaftler am Ende des Schuljahres 2009/2010 damalige Zweitklässler bezüglich des verpflichtenden Schachunterrichts. Die Ergebnisse wurden als Vorstudie in einem Poster vorgestellt. Das Poster kann als PDF-Datei hier heruntergeladen werden.
Ein wichtiges  Ereignis für mich war der Besuch der Bürgermeisterin, Frau Jörder. Sie war von dem Schachunterricht und den Schach spielenden Kinder ziemlich angetan. Die Kinder brachten ihr teilweise die Schachzüge bei.
Die Schulleiterin, Frau Möller hat am Ende des Jahres die Reporter von der Westfälische Rundschau zum Schachunterricht eingeladen.  Der Medienbericht kann hier heruntergeladen werden.
Und am Ende noch etwas wichtiges. Unser Projekt Schach als Schulfach wird im Schuljahr2011/2012 von der Dortmunder Schachschule finanziell unterstützt und damit gesichert.
Auf dieser Stelle mein herzlichen Dank an Herrn Christian Goldschmidt, den Vorsitzenden der Dortmunder Schachschule.